Fahrbericht BYD Seal U DM-i: Teilzeitstromer vom Elektro-Weltmeister

Seit etwas mehr als 20 Jahre rollen in China Fahrzeuge mit dem programmatischen Namen "Build your Dreams", oder kurz BYD, auf den Markt, und inzwischen konzentriert sich die Marke ausschließlich auf elektrifizierte Automobile. Einen Traum hat sich BYD bereits erfüllt. Die Marke ist inzwischen der weltweit größte Hersteller von Elektrofahrzeugen. Das letzte Modell mit Verbrennungsmotor hat das Unternehmen vor zwei Jahren auf die Straße geschickt, weil „der Verbrennungsmotor veraltet ist“, so ein Markensprecher bei der Vorstellung des Seal U DM-i, der als erstes Modell der Marke mit Plug-in-Hybridantrieb jetzt in Europa zu den Händlern kommt. Deshalb wird es bei BYD auch keinen Vollhybridantrieb geben.

BYD hat zudem Europa als wichtigen Markt ausgemacht und wird von Ende kommenden Jahres an Fahrzeuge in einer Fabrik in Ungarn produzieren. „Wir sind ein innovatives Unternehmen und wollen Automobile in Europa entwickeln, produzieren und verkaufen“, definiert Europa-PR-Chef Mike Bellinfante die Zukunft des Unternehmens. Innovativ ist das Unternehmen in der Tat. „Jeden Tag melden unsere Entwickler 15 Patente an“, so Bellinfante.

Jüngster Zugang zur Modellpalette, die damit auf sieben Angebote wächst, ist der Seal U DM-i, wobei das „DM“ für Dual Mode steht, was wiederum, so die Marketing-Poeten, „die Abhängigkeit von fossilem Kraftstoff reduzieren“ soll. Drei Versionen stehen zur Wahl: Design, Comfort und Boost. Das Design des Teilzeitstromer unterscheidet sich nicht von der elektrischen Variante. An der Front, die leicht an ein den Porsche Cayenne erinnert, weisen lediglich die Lufteinlässe auf den 1,5-Liter-Turbomotor hin. Auch das Heck blieb unverändert.

Die elektrische Energie liefert die von BYD entwickelte sogenannte Blade-Batterie, die, so verspricht es der Konzern, besonders sicher ist und ohne Kobalt auskommt. Das Batteriepaket besteht aus dünnen Zellen, die schmalen Klingen (Blades) ähneln. Alle Varianten des SUV laden bei Wechselstrom dreiphasig mit elf kW und bei Gleichstrom mit 18 kW, was sich in eine Ladezeit bei Gleichstrom von 30 bis 80 Prozent in 35 Minuten übersetzt.

Der 1,5-Liter-Verbrennungsmotor kommt zum Start in zwei Varianten mit 98 PS (72 kW) und 130 PS (96 kW) auf den Markt. Die Allrad-Variante Design (Frontantrieb bei Boost und Comfort) besitzt je einen Elektromotor an der Vorder- und Hinterachse, die 150 kW (204 PS) und 120 kW (163 PS) leisten, was eine Systemleistung von 238 kW (324 PS) ergibt. Zwischen 0 und 100 km/h vergehen so 5,9 Sekunden.

Die Version Comfort, die in den kommenden Monaten bei den Händlern stehen wird, besitzt eine 26,6 kWh starke Batterie, die eine elektrische Reichweite von 125 Kilometern ermöglichen soll. Bei Boost und Design kommt ein 18,3 kWh großer Energiespeicher mit einer Reichweite von 70 Kilometern zum Einsatz. Die Kombination aus Verbrenner und E-Motor soll einen Durchschnittsverbrauch von 0,9 bis 1,2 Liter ermöglichen, was allerdings weit von der Realität entfernt ist. Bei einer ersten Testrunde meldete der Bordrechner am Ende fünf Liter – auch kein schlechter Wert.

Bei vollgeladener Batterie startet der Seal U M-i elektrisch, und danach muss der Mensch hinter dem Lenkrad entscheiden, ob weiter elektrisch oder im Hybridmodus fährt. Nähert sich der Ladezustand einem kritischen Punkt, wechselt der Seal automatisch in den Hybridmodus. Außerdem steht noch „Sport“ als Alternative bereit, die allerdings lediglich die Beschleunigung etwas schärft. Fahrwerk und Lenkung bleiben unverändert. Über den drehbaren Bildschirm lässt sich die Lenkung allerdings auf „Sport“ stellen – sehr empfehlenswert, weil die Einstellung „normal“ unter einem Defizit an Präzision leidet. Hinter dem Lenkrad liegt eine aufgeräumte Informationszentrale. Die Materialien sind wertig und sauber verarbeitet. Einmal in Fahrt verzichtet der Seal auf akustische Belästigungen. Das Fahrwerk ist in Richtung Komfort ausgelegt, das erst bei sehr schlechten Fahrbahnverhältnissen an seine Grenzen kommt und die Fehler der Infrastruktur mitteilt.

Das Navigationssystem arbeitet schnell, hat allerdings mitunter ein Links-Rechts-Defizit und warnt schon mal vor „scharfen Linkskurven“, wenn der Straßenverlauf nach rechts führt. Außerdem muss es nach jedem Stopp neu gestartet werden. Im Head-up-Display fehlen zudem die Anzeigen der Navigation, so dass der Blick immer wieder auf den zentralen, 15,6 Zoll messenden, Bildschirm geht. Im Gegensatz zu vielen Automobilen aus China verzichtet der Seal erfreulicherweise auf akustische Ermahnungen und beschränkt sich auf dezente Hinweise, wenn mal schneller als erlaubt gefahren wird.

Fünf Radarsensoren wachen über die Insassen und steuern die Assistenzsysteme, zu denen unter anderem ein Auffahrwarner, Notbremsassistent, ein adaptiver Tempomat, Querverkehrswarner und ein Heckkollisionswarner gehören. Über die BYD-App können zudem die Türen geöffnet und verschlossen werden und die Klimaanlage bedient werden.

Die Preisliste beginnt bei 38.900 Euro für den "Boost". Der "Design" kostet mindestens 44.500 Euro. Der Seal U DM-i kommt mit einer Herstellergarantie von sechs Jahren oder 150.000 Kilometern für das Fahrzeug und acht Jahre für die Batterie oder 200.000 Kilometer. Für den Elektromotor liegt die Garantie bei acht Jahren oder 150.000 Kilometern. (cen/Walther Wuttke)

Daten BYD Seal U DM-i Design

Länge x Breite x Höhe (m): 4,77 x 1,89 x 1,67
Radstand (m): 2,76
Antrieb: R4-Benziner, 1498 ccm, PHEV, AWD, Aut.
Gesamtleistung: 238 kW / 324 PS
Max. Drehmoment: 550 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 5,9 Sek.
Elektr. Reichweite: 70 km (WLTP)
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 1,2 Liter
CO2-Emissionen: k.A.
Leergewicht / Zuladung: k.A.
Preis: 44.500 Euro


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BYD Seal U DM-i.

BYD Seal U DM-i.

Foto: Autoren-Union Mobilität/BYD


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