Fahrbericht Yamaha Booster: S-Pedelec einmal anders

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland erstmals etwas mehr Pedelecs als Fahrräder ohne Hilfsmotor verkauft. Unter den rund vier Millionen Neuanschaffungen gibt es aber auch eine Gruppe, die kaum ins Gewicht fällt: die S-Pedelecs. Sie machen allenfalls ein Prozent des Gesamtmarktes aus, wie der Zweirad-Industrieverband feststellt. Da haben es E-Bikes wie das Yamaha Booster nicht leicht, Käufer zu finden. Aufmerksamkeit erregt das schnelle Fahrrad aber trotzdem.

Wer sagt denn, dass ein E-Bike wie ein Fahrrad aussehen muss? Yamaha orientiert sich beim Design des Booster eher am Mofa – und letztendlich ist das ein Pedelec ja irgendwie auch. Konkretes Vorbild für die Grundform ist der eigene 50-Kubik-Roller Booster der früheren Unternehmenstochter MBK aus den 1990er Jahren.

Dicke Reifen sind zwar an E-Bikes nichts ungewöhnliches, an einem Speed-Pedelec aber schon. Sie haben in diesem Fall die Dimension 20 mal 4 Zoll und nehmen ebenfalls leicht Bezug auf den erwähnten Motorroller mit seinen Fat-Tires. Ins Auge sticht beim Booster natürlich der luftig mit Streben konstruierte Aluminium-U-Hauptrahmen. Dazu kommt statt eines klassischen Gepäckträgers eine Art Transportplatte (für die Yamaha entsprechendes Gepäckzubehör im Angebot hat). Der herausnehmbare Akku mit Trageschlaufe steckt im Sitzrohr.

Einen Fehler darf man bei den Erwartungen an ein S-Pedelec nicht machen: Anderes als ein normales Hybridfahrrad, das sich in der Regel recht leicht im oberen Geschwindigkeitsbereich bewegen lässt, fährt die schnellere Ausführung deutlich seltener Topspeed – schließlich entscheiden letztendlich die Muskeln und nicht der Hilfsantrieb über das Tempo. Den Unterschied macht vor allem die Reserve. Regelt der Motor bei einem gewöhnlichen E-Bike in der Regel bei 25 km/h ab, ist beim S-Pedelec halt auch bei 30 oder 35 km/h lange nicht Schluss.

Wir kamen mit der Yamaha Booster ohne größere Anstrengungen auf Dauergeschwindigkeiten im Bereich zwischen 28 und 32 km/h. Als Trethilfe kommt der hauseigene PW S2 zum Einsatz, der sich unmittelbar nach Erkennung eines Tritts auf das Pedal einschaltet. Die vier Unterstützungsstufen sind mit einer stufenlosen Nabenschaltung von Envilo gepaart. Die erfordert etwas Eingewöhnung, da nirgendwo das aktuelle Übersetzungsverhältnis ablesbar ist. Dafür gibt es keinerlei spürbare Gangwechsel und vor allem lässt sich das Getriebe auch im Stand bedienen, das heißt, wer mit hoher Übersetzung anhält, kann problemlos mit niedriger wieder starten. Allerdings legt der wie ein Gasgriff ausgelegte Schalthebel recht lange Wege zurück, so dass es bei plötzlich anspruchsvoller werdender Topografie schon einmal vorkommen kann, dass die Hand umgreifen muss.

Der nicht einmal drei Kilogramm schwere Motor ist beispielsweise aus dem e-MTB Yamaha Moro 07 bekannt und liefert ordentliche 75 Newtonmeter Drehmoment. Die Batterie hat eine Kapazität von 630 Wattstunden. Bei zu 90 Prozent gefülltem Akku gab der Bordcomputer im „Eco“-Modus (es gibt auch noch „+Eco“) eine Reichweite von 110 Kilometern an, bei „Standard“ waren es etwas über die Hälfte und in der letzten Stufe „High“ noch 38 Kilometer.

Das bluetoothfähige 2,8-Zoll-TFT-Display lässt sich individuell mit bis zu sechs Informationen gleichzeitig belegen und begrüßt den Menschen vor Fahrtantritt mit einem aufmunternden „Los geht’s“ und zum Abschied mit einem freundlichen „Bis bald“. Die abgedeckte Vordergabel ist einstellbar und sorgt in Verbindung mit den breiten Reifen für hohen Federungskomfort. Zwar macht es beispielsweise Spaß mit dem Booster durch den Kreisverkehr zu jagen, aber es kann nicht ganz mit der Agilität eines schmaler bereiften E-Fahrrads mithalten. Dennoch gibt sich das Zweirad wendiger als es aussieht. Auch sollten die Fat Tires nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hier nicht um Geländerad handelt. Gleichwohl können sie in den Schlagloch-Straßen heutiger Städte natürlich nicht schaden.

S-Pedelecs haben trotz ihres Geschwindigkeitsvor- gleich mehrere Nachteile. Um sie zu fahren wird der Füherschein der Klasse AM benötigt (ab 15 Jahre) und sie müssen – wie E-Scooter auch – versichert sein. Zudem sind für sie zumindest in Deutschland die allermeisten Radwege tabu. Preislich bewegen sie sich hingegen wiederum auf dem Niveau eines normalen E-Bikes. Ihr Tempo-Vorsprung gegenüber einem herkömmlichen Pedelec macht sich nach Einschätzung von Experten für diejenigen bezahlt, die regelmäßig mehr als etwa fünf Kilometer Wegestrecke haben. Übrigens ist das 3699 Euro teure Yamaha Booster mit der Zusatzbezeichnung „Easy“ für 400 Euro weniger auch als gewöhnliches Pedelec mit einer elektrischen Unterstützung bis 25 km/h zu bekommen. (cen)


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Yamaha Booster.

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Foto: Autoren-Union Mobilität/Yamaha


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