Kia Picanto: Gegen den Trend

Der Kia Picanto stemmt sich tapfer gegen den Trend. Als einer der wenigen verbliebenen Kleinstwagen auf dem Markt hält die 2017 eingeführte dritte Generation die individuelle Mobilität für Einsteiger, Pflege-, Sozial- und Lieferdienste sowie als Familien-Einkaufswagen erschwinglich. Ein zweites Facelift passt nun das Design der EV-Optik an und bringt Komfort- und Sicherheitsausstattung auf den aktuellen Stand. Bei Antrieb und Motoren muss er bis zum absehbaren Produktionsende ohne Elektrifizierungen auskommen.

Als die dritte Generation des 2004 erstmals eingeführten koreanischen Kleinstwagen startete, hatte sie es als reiner Verbrenner noch mit 16 Wettbewerbern zu tun. Jetzt sind davon noch sechs übrig geblieben. Weil im sogenannten A-Segment Produktion und Neuentwicklung angesichts neuer Sicherheits- und Abgasbestimmungen keine Rendite mehr brachten, warf ein Hersteller nach dem anderen ihre Kleinsten aus dem Programm. Auch bei Kia wäre nach dem ersten Facelift 2020 nun langsam eine neue Modellgeneration fällig gewesen. Doch auch die Koreaner setzen inzwischen auf Elektromobilität und haben sich auf die Fahne geschrieben, bis 2026 eine vollständige Elektrofahrzeugpalette anzubieten. So wird auf den noch in diesem Jahr startenden Kompakt-SUV EV3 folgerichtig im Kleinwagensegment ein EV2 folgen. Damit sind aber auch die Tage, oder sagen wir, die Jahre des Picanto gezählt.

Deshalb nun also das zweite Facelift, das den Picanto zumindest optisch näher an Kias neu entwickelter Designlinie „Opposites United“ (Vereinte Gegensätze) fürs Elektrozeitalter rückt. Am deutlichsten zu sehen an der Front- und Heckpartie. Die kantiger gestalteten LED-Scheinwerfer mit scharf geschnitten LED-Zierstreifen lassen den Picanto breiter erscheinen. In der Topausführung GT-line gibt es dazu eine Lichtsignatur, die bis zu den seitlichen Lufteinlässen führt und den neuen Stoßfänger, Kühlergrill und Kotflügel integriert. Die Motorhaube ist ebenfalls neu konturiert. Hinten verbindet eine durchgehende Lichtsignatur unterhalb des Heckfensters die vertikal gestalteten Rückleuchten. Zum betont sportlichen Auftritt des GT-line gesellen sich ein vergrößerter Kühlergrill, ein Heckdiffusor und spezielle 16-Zoll-Leichtmetallfelgen. Dazu kommen drei neue Außenfarben und Alufelgen.

Um einen Zentimeter gewachsen, empfiehlt sich der 3,60 Meter kurze Kleinwagen nach wie vor als Zweit- oder Einkaufswagen für die Familie sowie als park- und rangierfreudiger Begleiter im urbanen Gewusel. Vorne sitzt es sich ausgezeichnet, Cockpit und Instrumente sind wohl sortiert, die Anzeigen intuitiv bedienbar. Hier findet sich jeder auf Anhieb zurecht. Auf den hinteren Sitzen geht es segmentgemäß etwas enger zu, aber auf kurzen Strecke finden auch hier zwei Erwachsene Platz. Dahinter öffnet sich ein Kofferraum mit 255 Liter Volumen, nach Kias Angaben mehr als bei jedem anderen der verbliebenen sechs Mitbewerber.

Trotz überschaubarer Abmessungen außen wie innen, auf die Entwicklungen aktueller Komfort- und Sicherheitsausstattungen muss der Kleinwagen deshalb nicht verzichten. Vier Ausstattungslinien plus eine limitierte Launch-Edition gibt es für den überarbeiteten Picanto. Und schon die Basisausführung Edition 7 kommt serienmäßig mit digitalem 4,2 Zoll-Cockpit-Display, 8-Zoll-Navigation inklusive Over-the-air-Karten- und Software-Updates, Klimaanlage, Bluetooth-Freisprecheinrichtung mit Spracherkennung, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber vorn und hinten sowie Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung. Dazu gesellt sich neben einer Rückfahrkamera und Parksensoren ein breites Spektrum an Sicherheits- und Fahrassistenten.

So erkennt der serienmäßige Frontkollisionswarner neben Fußgängern nun auch Fahrräder. Der aktive Totwinkelassistent registriert per Radar herannahende Fahrzeuge in den rückwärtigen toten Winkeln und führt beim Fahrspurwechsel bei Bedarf automatisch einen Lenk- und Bremseingriff durch. Auch der Querverkehrswarner greift nun aktiv ein, wenn er beim Zurücksetzen aus Einfahrten oder quer zur Fahrbahn liegenden Parklücken ein kreuzendes Fahrzeug erkennt (beide Systeme Serie ab der dritten Ausstattung Spirit). Zu den serienmäßigen Neuerungen gehören außerdem eine Verkehrszeichenerkennung, ein Müdigkeitswarner sowie ein aktiver Spurhalte- und Spurfolgeassistent, der den Picanto mittig in der Fahrspur hält.

An der Motorenpalette hat sich nichts getan. Weder sind ein Hybridantrieb noch sonstige Elektrifizierungen geplant. So bleibt es beim 1-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 63 PS (46 kW) und dem 1,2-Liter-Vierzylinder mit 79 PS (58 kW), die beide mit manuellem 5-Gang- oder automatisiertem Schaltgetriebe kombiniert werden können. Wobei die 1000 Euro Aufpreis für letzteres gut überlegt sein wollen. Fahrdynamisch ist man nach unserem ersten Vergleich mit dem Handschalter deutlich besser unterwegs. Nicht nur in der Standardbeschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100, für die die automatisierte Version mehr als drei Sekunden länger benötigt. Auch arbeitet das Fünfganggetriebe spürbar direkter und präzise, wohingegen das automatisierte weniger spontan und träger auf Fahrers Befehle reagiert. Wer sich jedoch das Schalten, vor allem im städtischen Stop&Go oder im Stau ersparen möchte, ist damit natürlich bestens bedient.

Zwar reisst auch der stärkere der beiden Motoren keine Bäume aus – muss er aber auch nicht. Denn mit einem Eigengewicht von knapp unter einer Tonne zeigt sich der kleine Stadtfloh sowohl im Antritt als auch beim Spurwedeln als munterer Geselle. Dabei hinterlassen ein komfortbetontes Fahrwerk und der verhältnismäßig lange Radstand auch bei Querfugen, Bodenwellen und Asphaltbrüche keine bleibende Erinnerung. Dafür dann schon eher der günstige Verbrauch, der sich nach unserer knapp hundert Kilometer langen Testrunde durch urbanes Umland unter sechs Liter einpendelte.

So kurz wie das Auto selbst ist die Aufpreisliste. Es gibt nämlich – bis auf besagte Übersetzungsart und Außenfarben – keine. Die Preise starten ab 16.690 Euro für den Edition 7 mit 1.0-Motor und endet bei 22.190 Euro für die GT-line mit 1.2-Liter und automatisiertem Schaltgetriebe. (cen)


Daten Kia Picanto 1.2 Spirit Launch Edition

Länge x Breite x Höhe (m): 3,60 x 1,60 x 1,49
Radstand (m): 2,40

Antrieb: 4-Zyl.-Benziner, 1197 ccm, Frontantrieb, 5-Gang-Schaltgetriebe
Gesamtleistung/Leistung: 79 PS/58 kW bei 6000 U/min
Max. Drehmoment: 113 Nm bei 4200 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 159 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 13,1 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 5,6 Liter
CO2-Emissionen (WLTP): 127 g/km
Effizienzklasse: D
Schadstoffklasse: 6e
Leergewicht (EU)/ Zuladung: min. 990 kg / max. 425 kg
Kofferraumvolumen: 255-1010 Liter
Basispreis: 16.690 Euro
Testwagenpreis: 20.670


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Bilder zum Artikel

Kia Picanto Vision.

Kia Picanto Vision.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Kia


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Kia Picanto Vision.

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Kia Picanto GT-line.

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Kia Picanto GT-line.

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Kia Picanto.

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Kia Picanto.

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Kia Picanto GT-line.

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Kia Picanto GT-line.

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Kia Picanto, 1. und 2. Facelift, 2020 und 2024.

Kia Picanto, 1. und 2. Facelift, 2020 und 2024.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Kia


Kia Picanto, 1. und 2. Facelift, 2020 und 2024.

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