Hyundai Santa Fe: Von hinten nach vorn und von innen nach außen

Seit 2000 bietet Hyundai den Santa Fe in Deutschland an, der für die Koreaner mit insgesamt 83.700 Verkäufen eine „Erfolgsgeschichte“ darstellt. In der fünften Generation, die jetzt zum Händler rollt, präsentiert sich das SUV mit kantigem Design und riesigem Innenraum, in den fünf, sechs oder sieben Sitze plus Gepäck passen, als veritables Flaggschiff – zumindest bis der jetzt angekündigte Vollelektriker Ioniq 9 im kommenden Jahr den Titel übernimmt. Dagegen wird der Santa Fe mit zwei elektrifizierten Antrieben auskommen müssen.

Die Neuauflage des derzeit größten SUV im Modellprogramm ist eine kastenförmige, geradezu monolithische Erscheinung von 4,83 Meter (Länge) mal 1,90 Meter (Breite) mal 1,72 Meter (Höhe) mit auffallend scharf gezeichneten Ecken, Kanten und großen Flächen, die auf den ersten Blick Assoziationen mit dem britischen Urvater aller Geländewagen, dem Land Rover Defender, wecken. Eigenständig und ein echter Blickfang hingegen sind die als „H“ geformten Scheinwerfer. Diese ikonische Grafik findet sich auch im unteren Stoßfänger und den Heckleuchten wieder, ebenso im Innenraum im Design des Armaturenbretts und bei den Lüftungsdüsen und sogar in der Steppung der Sitzlehnen. Die wuchtige Front mit der riesigen Motorhaube, die betont ausgestellten Radkästen, in denen sich immer mindestens 20 Zoll große Leichtmetallfelgen drehen, vor allem aber die senkrecht abfallende Heckpartie wirken wie aus einem Block gefräst.

Tatsächlich, so Hyundai, sei der Wagen von hinten nach vorn und von innen nach außen entwickelt worden. Der koreanische Begriff, der die Designer dabei leitete, lautet Chabak, eine Kombination aus den koreanischen Wörtern „cha“ für Auto und „bak“, was für das Zelten oder Übernachten im Freien steht. Chabak hat in den letzten Jahren in Korea enorme Popularität gewonnen, als praktische Möglichkeit, die Natur zu erleben, ohne aufwendige Campingausrüstung mitnehmen zu müssen. Und eben das soll auch der neue Santa Fe ermöglichen. Die breite Heckklappe bildet aufgeklappt ein Dach, unter dem man sitzen kann. Und hat man erst den Innenraum durch Umklappen der einzeln verschieb- und klappbaren Sitze der zweiten und (optionalen) dritten Reihe in eine topfebene Liegefläche verwandelt, kann man sich reinlegen und ein relaxtes Wochenende im Grünen verbringen – so die Idee.

In der Praxis braucht es dafür sicher noch eine Menge mehr, wie jeder Freizeit-Camper sofort bestätigen wird. Doch ohne Zweifel lässt sich der riesige Raum, der durch den auf 2,82 Meter gestreckten Radstand entstanden ist, vielfältig nutzen, als Personen-Shuttle etwa oder auch für einen kleineren Umzug. Je nach Ausstattung gibt es fünf, sechs oder sieben Sitze und selbst bei voller 7er-Bestuhlung bleiben noch 628 Liter Kofferraum übrig. Werden alle Rücksitzlehnen umgeklappt, passen sogar mehr als zwei Kubikmeter (2032 Liter) rein. Den Camping-Gedanken weiter führen ein verdeckter Haltegriff an der C- Säule, der den Zugang zur Montage einer Dachbox oder Fahrradträger erleichtert, oder das großflächige Panorama-Glasdach für den Blick in den Nachthimmel. Der lässt sich ebenso von den aus den Ioniq-Modellen bekannten Relax-Sitzen mit Beinauflage in der ersten Reihe oder den elektrisch verstellbaren Einzelsitze mit Armlehnen in der zweiten Reihe der Sechssitzer-Variante genießen.

Auch das Interieur steht ganz im Zeichen der horizontalen und vertikalen Elemente des H-Designs. Aus Hyundais Elektro-Modellen bekannt sind die beiden serienmäßigen, zum Fahrerplatz gebogenen, digitalen 12,3 Zoll Panorama-Displays, die eine intuitiven Bedienung aller Fahr-, Navigations- und Infotainment-Funktionen erlauben. Zusätzlich lässt in der Topausstattung ein Head-up-Display alle wichtigen Informationen im Blickfeld des Fahrers aufscheinen. Materialien und Verarbeitung hinterlassen auf Anhieb und auch bei näherem Abtasten einen guten Eindruck. Hyundai legt nach wie vor großen Wert auf nachhaltige und erneuerbare Materialien. So kommen Mais und Zellulose für die Teppiche zu Einsatz, in den Fußmatten sind recycelte Fischernetze verarbeitet und die Sitze wurden umweltschonend mit Leinsamen gefärbt.

Fahrer und Beifahrer trennt eine mächtige Mittelkonsole, auf der (in der Topversion) gleich zwei Smartphones induktiv geladen werden können. Darüber ein sechs Zoll großer Touchscreen zur Bedienung der Klimaautomatik, darunter Platz für automobilen Kleinkram. Das Staufach in der Mittelkonsole lässt sich erstmals von vorn und hinten öffnen. Von der Entwicklung während der Pandemiezeit zeugt ein zusätzliches Handschuhfach, in dem Brillen, Smartphones oder Geldbörsen mit sterilisierendem UV-C-Blaulicht desinfiziert werden können.

So auffallend spektakulär die äußere und innere Gestaltung, so gewöhnlich wirkt der Wagen während der Fahrt. Der Diesel ist leider längst Geschichte, zur Wahl stehen allein zwei elektrifizierte Antriebe als Vollhybrid (HEV) und Plug-in-Hybrid (PHEV), wobei ersterer wahlweise mit Front und Allradantrieb angeboten wird. Beim PHEV wird die Antriebskraft immer auf beide Achsen übertragen. Am bemerkenswertesten ist dabei noch die Tatsache, dass in beiden Konstellationen ein identischer 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner mit 160 PS (118 kW) Leistung und 265 Nm Drehmoment für den Hauptantrieb der teils über zwei Tonnen schweren Fuhre sorgt. Dem springen jeweils Elektromotoren bei, die beim HEV mit 48 kW (65 PS), beim PHEV mit 72 kW (98 PS) für den Extra-Schub sorgen. Macht unterm Strich Systemleistungen von 215 PS (158 kW) und 253 PS (186 kW) beim Teilzeitstromer, die ein 6-Gang-Automatikgetriebe naht- und nahezu geräuschlos in Vortrieb übersetzt.

Zwar würde dem bulligen Trumm auch ein wie auch immer elektrifizierter Antrieb mit sechs Zylindern gut zu Gesicht stehen, doch vermissen tut man ihn nicht wirklich. Zumindest nicht beim schnellen Dahingleiten auf Landstraße und Autobahn, bei dem der Wagen jede Gangart locker mitgeht. Allein auf der Beschleunigungsspur oder bei spontanen Überholmanövern werden die Kraftanstrengungen hörbar. Was vermutlich auch als Erklärung dient, warum beide Antriebe bei 180 km/h elektronisch limitiert sind. Allein in der Standardbeschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 hat der Plug-in-Hybrid mit 9,3 Sekunden noch einige Zehntelsekunden Vorsprung. Andererseits passt das Antriebs-Setup recht gut zum Santa Fe, ist das bullige SUV doch weder Dynamiker noch Kurvenräuber. Als auffallend leiser und geräumiger Reisewagen überzeugt der Santa Fe durch sein auf Komfort getrimmtes Fahrwerk, das mit einer exakt dosierbaren Lenkung und geschmeidiger Laufkultur punkten kann.

Wenn auch mit einem kleinen Schönheitsfehler in der PHEV-Variante. Denn trotz Neuauflage belässt es Hyundai bei einer Batteriekapazität von 13,8 kWh, was auf dem Papier gerade mal 54 Kilometer elektrische Reichweite ergeben – und je nach Witterung und Verkehrsfluss vermutlich deutlich weniger. Kaum weniger schlimm, dass der Wagen dafür mit der dürftigen Ladeleistung von 3,6 kW mehr als dreieinhalb Stunden an der Ladesäule nuckelt. Wo die Koreaner mit der 800-Volt-Technologie Ihrer vollelektrischen Ioniq-Modellen einst die Konkurrenz düpierten, trotten sie in diesem Fall deutlich hinterher.

Angeboten wird der Santa Fe in Deutschland in drei Ausstattungen, wobei die Basisausführung Prime als Fünfsitzer ab 56.700 Euro und nur als Frontantrieb, mit Panorama-Display, Ledersitzen, Sitzheizung und 20-Zoll-Leichtmetallfelgen sowie einer umfassenden Sicherheitsausrüstung recht gut bestückt ist. Für alle Varianten zu haben ist die Signature-Ausführung ab 59.050 Euro, zusätzlich mit Voll-LED-Scheinwerfer, 360-Grad-Kamera, Autobahn-, Aufmerksamkeits- und Ausstiegsassistent sowie elektrischer Heckklappe und Bose-Soundsystem. Weitere 2800 Euro Aufpreis kostet die Topversion Blackline, in der dann Nappaledersitze, digitaler Innenspiegel, elektrisch einstellbares Lenkrad sowie die angesprochenen Goodies wie Relaxsitze, das Head-up-Display, die duale Smartphone-Ablage mit induktiver Ladefunktion und der Haltegriff in der C-Säule ab Werk an Bord sind. Die ist dann allerdings auch nicht unter 61.850 Euro zu haben. Die Sechs- oder Siebensitzer kosten noch einmal jeweils 1200 Euro Aufpreis. (cen)

Daten Hyundai Santa Fe 1.6 T-GDi PHEV 4WD

Länge x Breite x Höhe (m): 4,83 x 1,90 x 1,72
Radstand (m): 2,82

Antrieb: Plug-in-Hybrid mit 4-Zyl.-Benziner, 1598 ccm, 6-Gang-Automatik, Allradantrieb,
Systemleistung: 186 kW / 253 PS
Systemdrehmoment: 265 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 9,3 Sek.
Elektrische Reichweite: 54 km
WLTP-Stromverbrauch: 19,2
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 1,7 Liter
CO2-Emissionen: 38 g/km (WLTP)
Energieeffizienzklasse: B
Leergewicht / Zuladung: min. 2110 kg / max. 660 kg
Kofferraumvolumen (5-Sitzer): 704-2025 Liter
Preis: ab 64.150 Euro


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Hyundai Santa Fe.

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Foto: Autoren-Union Mobilität/Hyundai


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Hyundai Santa Fe und Autor Frank Wald.

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