Warum Mini die Preise senkt

Autos werden immer teurer? Nicht bei Mini: Die Kultmarke aus dem Hause BMW senkt die Listenpreise deutlich – teils um mehrere tausend Euro. Hintergrund ist die Einführung des Agenturmodells zum 1. Oktober. Seither sind alle Mini-Händler „Agenten“, betreiben also eine Agentur im Namen des Herstellers. Die Marke BMW will dem Beispiel folgen.

Mit der neuen Preisliste kostet der Mini Countryman Electric ab November nur noch 36.800 Euro. Aktuell steht das Mini SUV noch für 43.020 Euro beim Händler. Damit senkt BMW den Preis um 6220 Euro. Beim neuen Mini Cooper Electric sinkt der Preis um 950 Euro auf 27.200 Euro, allerdings erst mit Preisliste ab Januar. Der Preis des fünftürigen Mini Aceman E, der aktuell für 30.650 Euro angeboten wird, sinkt dann auf 29.700 Euro.

„Mit der Einführung der Agenturmodells im Handel sind die neuen Preise nun echte Transaktionspreise“, sagt ein Mini-Sprecher auf Anfrage. Hintergrund: Konnten die Listenpreise beim BMW/Mini-Händler bisher vom Käufer verhandelt werden – Nachlässe von 15 Prozent waren möglich – gibt es jetzt keinen Spielraum mehr für Rabatte. Der Kunde muss zahlen, was in der Preisliste steht.

Denn als Agent verkauft der Händler Neuwagen nicht auf eigene Rechnung, sondern im Auftrag des Herstellers – und das zum festgelegten Preis. Die Zeiten des Schacherns und Handelns sind vorbei. „Damit schaffen wir für die Kunden größtmögliche Transparenz“, heißt es bei Mini, „und sorgen für Fairness.“ Denn bisher konnte sich ein Käufer nie sicher sein, ob man beim Autohaus im Nachbarort nicht noch mehr Nachlass hätte aushandeln können. Künftig gilt landesweit und bei jedem Händler der gleiche Preis.

Der Handel sieht die Umstellung zum Agenturvertrieb positiv: „Die Verkaufsgespräche werden sich grundsätzlich ändern: Die Verkäufer werden so zu echten Beratern. Sie können sich viel mehr dem Kunden und dem Produkt widmen, statt ständig über den Preis reden zu müssen“, sagt Burkhard Weller, einer der größten BMW- und Mini-Händler des Landes. Zudem gleicht Mini mit der Umstellung die Preise für Verbrenner und Elektrofahrzeuge an: „Das wird der E-Mobilität nochmal einen echten Schub geben.“ Bisher sind die Elektromodelle deutlich teurer.

„BMW zieht’s durch – im Gegensatz zu anderen Marken“, sagt Burkhard Weller. Denn auch die Kernmarke BMW will 2026 auf Agenturvertrieb umstellen und bis dahin aus den Erfahrungen mit Mini lernen. Andere Hersteller wie Ford, VW Nutzfahrzeuge, Audi, Skoda oder die Marken der Stellantis-Gruppe haben das Agenturmodell erst angekündigt, mittlerweile aber ganz aufgegeben oder auf die lange Bank geschoben. Hintergrund sind offenbar organisatorische Probleme und die schwache Autokonjunktur.

Bisher stellen Autohersteller ihren Händlern die produzierten Autos auf den Hof – ob es dafür Kunden gibt, oder nicht. Damit sind die Fahrzeuge beim Hersteller aus den Büchern. Die Händler müssen sie abnehmen, verkaufen sie dann oft mit hohen Nachlässen. Hauptsache vom Hof, heißt die Devise, auch wenn ein Großteil der Gewinnmarge dabei drauf geht. Beim Agentur-Vertrieb bleiben die Autos im Besitz des Herstellers, bis sich ein echter Kunde findet. Auch junge Gebrauchtwagen werden so vermarktet.

Als die Nachfrage größer war als das Angebot, wie zuletzt während der Halbleiter-Krise oder während Corona, erschien den Herstellern das Agenturmodell attraktiv. Sie hofften höhere Preise durchsetzen zu können. Doch der Wind auf dem Automarkt hat sich gedreht. Die Kunden halten sich zurück, die Chip-Krise ist überwunden, die Produktion übersteigt die Nachfrage. Das ist offenbar ein Grund, weshalb der althergebrachte Vertrieb aus Sicht einiger Hersteller plötzlich wieder attraktiv erscheint.

Dabei hat das Agenturmodell noch mindestens einen weiteren Vorteil: Der Onlineverkauf wird attraktiver. Denn eine Hürde des Internetvertriebs im Autohandel war bisher, dass die Kunden mit dem Computer schlecht handeln konnten. Bei Mini können Kunden künftig zwischen beiden Vertriebswegen wählen, ein Auto auch im Internet bestellen und dann beim nächstgelegenen Händler abholen. Der übernimmt dann auch den Service.

Nur wenigen Autoherstellern ist es bisher gelungen, den Listenpreis gegen die Rabattitis im Markt zu verteidigen. Neben Luxusmarken wie Ferrari oder Porsche ist ausgerechnet die Einstiegsmarke des Renault-Konzerns, Dacia, dieses Kunststück gelungen. Dacia nimmt für seine Fahrzeuge zwar recht niedrige Preise, gewährt darauf aber grundsätzlich keine Rabatte mehr. (aum)


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Bilder zum Artikel

Mini.

Mini.

Foto: Autoren-Union Mobilität/BMW


Burkhard Weller.

Burkhard Weller.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Auto Weller


Dacia Bigster.

Dacia Bigster.

Foto: Autoren-Union Mobilität/Dacia